Nachhaltigkeit im IT-Vertrieb: Wie Reseller Green-IT-Ausschreibungen gewinnen
Warum Green IT heute Ausschreibungen entscheidet
Nachhaltigkeit ist bei öffentlichen und privaten IT-Ausschreibungen inzwischen ein Muss. Behörden und große Unternehmen setzen verstärkt auf Lieferanten, die nachhaltige Produkte und Services nachweisbar bieten. Für IT-Reseller und Systemhäuser bringt das große Chancen: Wer die Green-IT-Kriterien erfüllt und glaubwürdige Nachweise vorlegt, erhöht seine Erfolgschancen und positioniert sich als zuverlässiger, zukunftsorientierter Partner.
Anforderungen clever abdecken: Kriterien-Mapping für Ihr IT-Portfolio
Die Matrix zeigt auf einen Blick, wie das Angebot zu Ausschreibungskriterien passt:
- Green Public Procurement (GPP): Nachhaltige öffentliche Beschaffung nach EU-Vorgaben, zunehmend Pflicht.
- EU-Ecolabel, Energy Star: Offizielle Umweltzeichen für ressourcenschonende IT-Hardware.
- Ökodesign & ESPR: EU-Vorgaben zu Reparierbarkeit, Langlebigkeit und Kreislaufwirtschaft.
- Lebenszykluskosten (LCC): Betrachtung aller Kosten von Kauf bis Recycling als Entscheidungsfaktor.
Wichtige Green-IT-Standards: Was Auftraggeber verlangen
Die Matrix zeigt auf einen Blick, wie das Angebot zu Ausschreibungskriterien passt:
| Produktkategorie | Kriterium | Nachweis | Beispiel |
| Notebooks | Energieeffizienz | Energy Star Label | Herstellerzertifikat |
| Server | Reparierbarkeit | Ersatzteil-Garantie | SLA mit Lieferant |
| Peripherie | Verpackung | Recyclingquote | Herstellerangabe |
Tipp: Littlebit unterstützen bei der Vorbereitung und Dokumentation von Green-IT-Nachweisen.
Ausschreibungen gewinnen: Von der Analyse bis zum Pitch
Jede Panel-Art hat ihre Stärken:
- Pre-Bid: Trends frühzeitig erkennen, Produktdaten (CO₂-Bilanz, Energieverbrauch) sammeln.
- Bid-Build: LCC-Rechner und Tools einsetzen, um Betriebs- und Umweltkosten transparent zu machen.
- Nachweise bündeln: Labels, Reparatur-Services, Ersatzteilverfügbarkeit und Rücknahmeprogramme gehören ins Angebot.
- Pitch-Story: Angebot als nachhaltige Komplettlösung mit messbaren Vorteilen für Klima und Kosten präsentieren.
Ressourcenbox:
Offizielle LCC-Rechner und Tools
EU-Ebene
EU-Ebene
- EU Green Public Procurement Toolbox mit Vorlagen und LCC-Excel-Tools
Deutschland
Deutschland
- Umweltbundesamt (UBA) bietet LCC-Tools für Bürogeräte, Beleuchtung, Fahrzeuge etc.
- Beschaffungsamt des BMI (BeschA) mit Materialien und Kalkulatoren für Vergabestellen
Österreich
Österreich
- ÖkoKauf Wien stellt Tools und Kalkulationshilfen für nachhaltige Beschaffung (inkl. IT) bereit
- Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) bietet Vergabeunterstützung
Schweiz
Schweiz
- EnergieSchweiz mit Tools und Rechner (inkl. IT-/Rechenzentrumsbezug)
- KBOB (Koordinationskonferenz Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren) mit LCC-Methodik und Werkzeuge
Niederlande / Benelux
Niederlande / Benelux
- PIANOo (Niederländische Beschaffungsplattform) bietet Sustainable Procurement Tools inkl. LCC
Internationale / Hersteller
Internationale / Hersteller
- ENERGY STAR: Total Cost of Ownership (TCO) & Energy Savings Calculators
> https://www.energystar.gov/products/tools - Dell, HP, Lenovo und weitere Hersteller bieten jeweils eigene TCO-/LCC-Rechner an (meist über Partnerportale zugänglich).
- ENERGY STAR: Total Cost of Ownership (TCO) & Energy Savings Calculators
Die wichtigsten Messgrössen für Green-IT-Bids
Bewertungsjurys bevorzugen harte Zahlen, die den Unterschied zwischen einem Standardangebot und einem Green-IT-Angebot sichtbar machen. Hier sind die wichtigsten KPIs mit Richtwerten, die in Ausschreibungen häufig positiv auffallen:
1. Energieverbrauch (kWh/Jahr)
- Notebooks: moderne Business-Laptops liegen im Betrieb meist bei 20–50 kWh/Jahr. Gute Werte: <35 kWh/Jahr.
- Desktops/Workstations: ca. 100–150 kWh/Jahr bei energieeffizienten Geräten. Gute Werte: <120 kWh/Jahr.
- Server (1U–2U, Standardlast): je nach Ausstattung 400–1’000 kWh/Jahr. Gute Werte: effiziente Modelle <600 kWh/Jahr.
2. CO₂-Fussabdruck pro Gerät (Herstellung und Betrieb)
- Notebooks: ca. 200–300 kg CO₂e über die Lebensdauer (5 Jahre). Gute Werte: <200 kg CO₂e (z. B. durch energieeffiziente Komponenten, recycelte Materialien).
- Server: ca. 1’000–2’000 kg CO₂e über 4 Jahre Nutzung. Gute Werte: <1.200 kg CO₂e.
Immer beliebter: Angebote mit produktbezogenen Umweltdeklarationen (EPD), die den CO₂-Fussabdruck transparent machen.
Eine EPD (Environmental Product Declaration) ist ein standardisiertes Umweltprofil eines Produkts. Sie basiert auf einer Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) und beschreibt in quantitativer Form die ökologischen Auswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung/Recycling.
Sie folgt in Europa in der Regel den Normen ISO 14025 (Typ-III-Umweltdeklarationen) und EN 15804 (Bauprodukte, oft als Grundlage auch für Elektronik verwendet).
3. Reparierbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit
- Reparierbarkeits-Index (0–10, nach EU/Ecodesign): gute Geräte liegen bei 7–8/10.
- Ersatzteile: 5–7 Jahre Verfügbarkeit nach Kauf gelten als Standard. Best Practice: ≥7 Jahre, plus klar dokumentierte Reparaturhandbücher.
4. Ausfallraten / MTBF (Mean Time Between Failures)
- Notebooks: typische Ausfallrate 3–5 % pro Jahr. Gute Werte: <2 %.
- Server/Storage: MTBF meist 100.000–200.000 Stunden. Gute Werte: >200’000 Stunden.
5. Rücknahme- und Recyclingquote
- Rücklaufprogramme: Viele Anbieter erreichen heute 70–80 % Rücknahmequote bei ausgemusterten Geräten. Best Practice: ≥90 % Rücknahme und zertifiziertes Recycling.
- ReUse-/Refurb-Anteil: zunehmend fordern Vergabestellen einen Anteil von 10–20%
6. Second-Life- und Kreislaufwirtschaftsanteil
- In Ausschreibungen wird zunehmend ein Anteil von 10–20 % Refurb-Geräten als Minimum erwartet. Best Practice: ≥30 % Second-Life-Integration in das Angebot.
Übersicht der typischen Kennzahlen für Green-IT
| KPI / Kategorie | Durchschnittswert | Guter Wert | Best Practice / Ausschreibungs-Plus |
| Energieverbrauch Notebooks
|
20–50 kWh/Jahr
|
<35 kWh/Jahr
|
<25 kWh/Jahr
|
| Energieverbrauch Desktops
|
100–150 kWh/Jahr
|
<120 kWh/Jahr
|
<100 kWh/Jahr
|
| Energieverbrauch Server
|
400–1’000 kWh/Jahr
|
<600 kWh/Jahr
|
<500 kWh/Jahr
|
| CO₂-Fußabdruck Notebooks
|
200–300 kg CO₂e (5 Jahre)
|
<200 kg CO₂e
|
<150 kg CO₂e + EPD-Nachweis
|
| CO₂-Fußabdruck Server
|
1’000–2’000 kg CO₂e (4 Jahre)
|
<1’200 kg CO₂e
|
<1’000 kg CO₂e + EPD-Nachweis
|
| Reparierbarkeits-Index
|
6–7 / 10
|
≥7 / 10
|
≥8 / 10 + Reparaturhandbuch
|
| Ersatzteilverfügbarkeit
|
5 Jahre
|
≥7 Jahre
|
≥10 Jahre
|
| Ausfallrate Notebooks
|
3–5 % pro Jahr
|
<2 %
|
<1,5 %
|
| MTBF Server/Storage
|
100’000–200’000 Stunden
|
>200.000 Stunden
|
>300’000 Stunden
|
| Rücknahmequote
|
70–80 %
|
≥90 %
|
>95 % + zertifiziertes Recycling
|
| Second-Life-/Refurb-Anteil
|
10–20 %
|
≥30 %
|
≥40 %
|
Checkliste für Green-IT-Ausschreibungen
1. Labels und Umweltsiegel erfassen
2. Herstellererklärungen und Zertifikate prüfen
3. CO₂- und LCC-Daten zusammentragen
4. Reparatur- und Recycling-Services belegen
5. Energieeffizienz und SLAs dokumentieren
6. Angebotspräsentation auf Nachhaltigkeit fokussieren 7. Alle Nachweise in übersichtlicher Formatierung bündeln
FAQ zu Green-IT-Ausschreibungen
Welche Labels werden anerkannt?
EU-Ecolabel, Energy Star, nationale Umweltzeichen wie „Blauer Engel“.
Wie den CO₂-Fussabdruck nachweisen?
Mittels EPD (Environmental Product Declaration), herstellerseitigen Berechnungen oder unabhängigen Tools.
Mixed Portfolio: Neu ¬ Refurb?
Unbedingt transparent ausweisen, Umweltvorteile von Refurb-Produkten hervorheben.
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